Warum braucht es ein Projekt wie „IdA“?

Nach Ergebnissen der General Hospital Study – GHoSt leidet mit 18,4 Prozent fast jeder fünfte ältere Patient in Allgemeinkrankenhäusern unter einer komorbiden Demenz, ein ebenso hoher Anteil unter leichten kognitiven Störungen. Bei der Aufnahme ist dies in den wenigsten Fällen bekannt (1; 2). Menschen mit kognitiven Einschränkungen sind rational nicht immer erreichbar, sie können sich in fremder Umgebung nicht gut orientieren und verstehen oft den Grund des Krankenhausaufenthalts nicht. Auf Veränderungen reagieren sie oft „herausfordernd“. Mit den Auswirkungen sind alle Berufsgruppen konfrontiert (Weglauftendenz, Ablehnung diagnostischer und therapeutischer Interventionen, Ziehen von Schläuchen nach OP etc.). Ein Krankenhausaufenthalt ist für diese Patientengruppe mit hohen Risiken verbunden, die nicht aus der Grunderkrankung, sondern aus den Begleitsymptomen resultieren. Sie stellen darüber hinaus an das pflegerische und medizinische Personal besondere Anforderungen und erfordern einen erhöhten Zeitaufwand (3; 4; 5). Der Versorgungsalltag auf den somatischen Stationen ist derzeit darauf nicht eingestellt. Bekannte Folgen sind insbesondere Überlastungen des Pflegepersonals, mangelnder Einbezug der Angehörigen, Delirien mit einem erhöhten Risiko für nosokomiale Infektionen, Mangelernährung, Stürze und eine daraus resultierende verlängerte Verweildauer, häufig verbunden mit Mehrfachverlegungen zwischen den verschiedenen Fachabteilungen. In der Folge entsteht ein erheblicher Behandlungs- und Pflegeaufwand, sowohl innerhalb des Krankenhauses als auch nach der Entlassung mit einem erhöhten Betreuungsaufwand durch Angehörige und ambulante Dienste bis hin zur Notwendigkeit der Aufnahme in eine stationäre Pflegeeinrichtung (6). Bereits im Jahr 2012 stellte dazu der Deutsche Ethikrat fest: „Im stationären Bereich geht es um den Aufbau demenzfreundlicher Stationen oder Teilstationen, die in ihrer Ausstattung, ihrer Tagesablaufgestaltung und ihren Zusatzangeboten und Personalstrukturen auf den Personenkreis der Demenzbetroffenen ausgerichtet sind“ (7). Dies soll im Projekt „IdA“ erprobt und evaluiert werden.

(1) Robert-Bosch-Stiftung (Hg.) 2016: General Hospital Study – GHoSt Zusammenfassung einer repräsentativen Studie zu kognitiven Störungen und Demenz in den Allgemeinkrankenhäusern von Baden-Württemberg und Bayern. http://www.boschstiftung.de/sites/default/files/publications/pdf_import/Studie_Demenz_im_Akutkrankenhaus.pdf (zuletzt abgerufen am 14.03.2018)

(2) Hendlmeier, I. et al. 2017: Demenzsensible Versorgungsangebote im Krankenhaus. Repräsentative Ergebnisse aus der General Hospital Study (GHoSt). Z Gerontol Geriat. https://doi.org/10.1007/s00391-017-1339-7 (zuletzt abgerufen am 18.03.2018)

(3) Kirchen-Peters, S. 2014: Herausforderung Demenz im Krankenhaus. Ergebnisse und Lösungsansätze aus dem Projekt Dem-i-K iso Institut 2014

(4) Angerhausen S. 2009: „Blickwechsel – Nebendiagnose Demenz“. Hrsg. GSP – Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Projekte. Wuppertal

(5) Kleina, T., Wingenfeld, K. 2007: Die Versorgung demenzkranker älterer Menschen im Krankenhaus. Veröffentlichungsreihe des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW) Bielefeld

(6) Inouye, S.K. et.al. 2014: Delirium in elderly people, Lancet. 2014 Mar 8;383 (9920):911-22.

(7) Deutscher Ethikrat 2012: Demenz und Selbstbestimmung. Stellungnahme. Berlin.